In Weinhandlungen, Supermärkten und spezialisierten Einzelhandelsgeschäften wie Nüchtern.Berlin, Mindful Drinking Club oder bei Alkoholfrei vom Winzer begegnet man immer häufiger alkoholfreien Alternativen. In dieser Übersicht erfährst Du alles Wesentliche über alkoholfreie Weine, ihrer Herstellung und ihrem Geschmack.
Alkoholfreier Wein spricht längst nicht mehr nur Schwangere oder Autofahrer/innen an. Immer mehr Leute machen während des Dry January oder Sober October mal eine Pause, andere beschließen, unter der Woche nicht mehr zu trinken, weil hungover einfach keine Option im Alltag mehr ist, andere trinken über den Abend verteilt im Wechsel Getränke mit oder ohne Alkohol.
Aber warum sollte man dann auf Wasser oder Softdrinks zurückgreifen müssen? Alkoholfreie Weine bieten eine Alternativen für diejenigen, die Wein genießen möchten, aber keinen Alkohol trinken.
Die Geschmacksvielfalt von alkoholfreiem Wein überrascht viele beim ersten Versuch. Ohne Alkohol schmeckt er anders als gewöhnlicher Wein, da der Alkohol als Geschmacksträger fehlt. Manche sind süß, andere erinnern an Traubensaft – die Auswahl wird jedoch ständig größer und raffinierter.
Alkoholfreier Wein unterscheidet sich geschmacklich aus drei Gründen von alkoholhaltigem Wein.
Der Hauptgrund ist der fehlende Alkohol, der als Geschmacksträger dient. Zudem betäubt Alkohol Geschmacksnerven, was zu einer anderen Wahrnehmung führt. Neue Verfahren und eine größere Auswahl sorgen jedoch dafür, dass sich stetig etwas an der Geschmacksfront tut.
* Alkohol ist ein Geschmacksträger. Entzieht man ihn, entzieht man jede Menge Aromen. Aromen werden zwar nachträglich wieder hinzugegeben, aber das ist einer der Gründe. Übrigens: Diese Aromen werden eher über die Nase als über den Mund aufgenommen.
* Alkohol betäubt Geschmacksnerven. Bei alkoholhaltigem Wein wird die Säurewahrnehmung unterdrückt. Im Umkehrschluss schmeckt alkoholfreier Wein saurer, da die betäubende Wirkung des Alkohols fehlt. Darum wird alkoholfreiem Wein gerne Zucker zugefügt.
* Ähnlich wie die Schärfe von Chilischoten stimuliert Alkohol den Trigeminusnerv, der sich durch Gesicht, Mundhöhle und Kaumuskeln zieht. “In der Natur ist Schmerzempfinden in der Mundhöhle ein Zeichen für Gefahr – oder für etwas Ungenießbares”, sagt (Ernährungswissenschaftler Stephan) Hoyer. Nur durch Gewohnheit kann sich der Mensch antrainieren, das als angenehm zu empfinden. Etwas schwächer als Alkohol löst diesen Effekt auch Kohlensäure aus – und tatsächlich kommt alkoholfreier Sekt aus diesem Grund deutlich näher an den Geschmack des Originals heran als Wein.” (Quelle: Zeit Magazin)
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass man sich an den Geschmack von alkoholfreiem Wein gewöhnt, wenn man dauerhaft keinen Alkohol trinkt. Wenn man heute so und morgen so trinkt, stelle ich es mir schwieriger vor. Vermutlich fallen darum Kritiken von Tester/innen, die sonst Weine mit Alkohol trinken, anders als von welchen, die dauerhaft nur alkoholfreie Weine trinken.
Worauf sollte man bei alkoholfreien Weinen sonst noch achten?
Zuckergehalt:
Achte auf den Zuckergehalt, der manchmal zu hoch ist und den Wein zu süß erscheinen lässt. Bei Werten über 4 Gramm Zucker pro 100 ml sei skeptisch. Informative Nährwerttabellen auf den Flaschen geben Auskunft über den enthaltenen Zucker.
Trinktemperatur:
Die richtige Trinktemperatur beeinflusst den Geschmack. Achte darauf, dass die Flaschen gut gekühlt sind, um Säure, Bitterstoffe und Tannine optimal zur Geltung zu bringen.
Welche alkoholfreien Weine sind die besten?
Jede/r hat einen individuellen Geschmack. Einige alkoholfreie Weine sind süß, andere erinnern an Traubensaft, und manche sind echte Entdeckungen.
Hier findest Du Testberichte zu verschiedenen Kategorien wie alkoholfreiem Weisswein, Schaumweinen, Rosé und persönlichen Favoriten.
Herstellung
In den meisten Fällen waren alkoholfreie Weine einmal alkoholhaltig. Die Entalkoholisierung erfolgt oft durch Vakuumdestillation. Die Trauben werden gepresst, Hefebakterien hinzugefügt, und nach der Klärung und Stabilisierung wird der Alkohol unter Vakuum bei etwa 27–30 Grad Celsius entzogen. Dieser Prozess führt dazu, dass Aromen verloren gehen, die später wieder hinzugefügt werden, um den Geschmack an den alkoholischen Wein anzunähern.
Mit der Vakuumdestillation wird bei ca. 27 – 30 Grad Celsius bei erniedrigtem Druck dem Wein der Alkohol entzogen. Allerdings schwindet bei diesem Verfahren nicht nur der Alkohol (fast komplett), sondern damit auch einige der Aromen. Denn, was viele unterschätzen: Alkohol ist beim Wein ein Geschmacksträger – so wie Fett bei Essen.
Die Aromen, die dem Wein durch das Verfahren entzogen werden, werden später wieder –so gut es geht– hinzugefügt, um die alkoholfreien Weine geschmacklich möglichst nah an alkoholische Weine zu bringen.
Weitere Entalkoholisierungsmethoden:
Reverse Osmose: Wein wird unter Druck durch eine semipermeable Membran gepresst.
Adsorption: Spezielle Materialien absorbieren den Alkohol.
Spezialisierte Entalkoholisierungsanlagen, wie die von Carl Jung, sind führend in diesem Bereich.
Für einige Getränke wird von vornherein auf Alkohol verzichtet. Diese Alternativen, auch Proxies genannt, eignen sich ideal zum Anstoßen. Entdecke Varianten wie den Sparkling Juicy Tea von Van Nahmen oder MURI.
Alkoholfrei vs. ohne Alkohol
Der Unterschied zwischen „Alkoholfrei“ und „ohne Alkohol“ bzw. „0,0 %“ in kurz erklärt:
* Alkoholfrei: Bis zu 0,5 % Alkohol erlaubt.
* 0,0 % oder ohne Alkohol: Garantiert kein Alkohol, mit einem rechtlichen Standard von bis zu 0,03 %.
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